Göttingen – Längst rollen die Yogis in Deutschland nicht mehr nur ihre Matte aus. Zum Biegen und Dehnen gehören für einige Yoga-Liebhaber auch Padelbretter, Bierflaschen, Trapeztücher und Metal-Musik.
Weil Yoga seit Jahren im Trend liege, werde der Begriff vielen Disziplinen angehängt, um eine höhere Aufmerksamkeit zu erlangen, meint Jessica Fink vom Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland.
Dabei sei Yoga viel mehr als akrobatische Übungen, betont Fink. «Es ist eine Philosophie, die auch Meditation und Atemübungen beinhaltet.» Der Berufsverband stemmt sich nicht gegen die neuen Spielarten – fördert sie aber auch nicht. «Es könnte sein, dass die Menschen dadurch entdecken, dass mehr dahinter steckt», sagt Fink. Hier sind acht besonders verrückte Yoga-Varianten.
FAHRRAD-YOGA: «Das ist für Typen, die keinen Bock auf die Matte haben, aber wissen, dass es gut für sie wäre», sagt
Fahrrad-Yoga-Erfinder Heinrich Strößenreuther in Berlin. Die Übungen sollen in den Fahrradalltag integrierbar sein, etwa beim Aufschließen oder Auf-die-Ampel-Zurollen. «Den Großteil der Übungen bekommt keiner mit», will Strößenreuther möglichen Fremdschäm-Momenten vorbeugen. Eigentlich, fügt er noch an, müsste jemand auch mal eine Auto-Yoga ausarbeiten – die Fahrer seien nämlich noch gestresster, bräuchten noch mehr «8samkeit».
BIER-YOGA: Statt «Ooom» heißt es beim
Bier-Yoga «Prooost», an Stelle eines «Sonnengrußes» gibt es den «Biergruß». Während der Stunde wird die Bierflasche in die Übungen integriert – und auch getrunken. Eine Übung besteht zum Beispiel darin, die Flasche freihändig auf dem Kopf zu balancieren – und das auf einem Bein. «Bieryoga ist ein Spaß, aber kein Witz», sagt Jhula, die das Training in Berlin anleitet. Die meisten Teilnehmer kämen nur ein bis zweimal. «Als regelmäßigen Sport nehmen es kaum welche wahr.»
SCHWARZES YOGA: Zu Heavy Metal, Dark Ambient und Drone-Musik bietet Charlotte Messerschmidt
Yoga an. «Zwischendrin mal etwas lauter und heftiger, das passt gut, wenn man eine kräftigere Pose wie den Krieger macht», findet sie. Am Anfang und am Ende sei die Musik aber ruhiger. Die Suche nach einem Raum in Berlin sei nicht ganz einfach gewesen – viele Vermieter hätten gleich an satanistische Rituale gedacht. Dabei hat Messerschmidt nur einen schwarzen Vorhang und ein paar Kerzen für ein bisschen Atmosphäre.
NACKT-YOGA: «Kleidung stört beim Yoga», findet Roland Hiering in Vaterstetten bei München. Das sehe man schließlich bei den indischen Yogis, die bei den Übungen fast nichts tragen oder in weite Tücher gehüllt sind. «Da geht es auch um energetische Aspekte.» Nackt sehe man auch am besten, wenn nach ein paar Wochen Training eine kleine Fettschwarte verschwinde, sagt Hiering. Und überhaupt: «Alles ist ohne Kleidung angenehmer.»
LUFT-YOGA oder auch AERIAL-YOGA: In einem Trapeztuch von der Decke herabhängen – auch dabei kann man Yoga machen. «Das bringt ganz andere Anforderungen an die Koordination und Balance mit sich, auch an das Zusammenspiel zwischen Nerven und Muskeln», sagt Aerial-Yoga-Trainerin Yvonne Graf aus Neu-Ulm. So aktiviere man tiefliegende Muskelgruppen, die man nicht willentlich zusammenziehen kann. Außerdem könne man damit herumschwingen, «und Spaß haben wie zuletzt als Kind».
HUNDE-YOGA: Einer der vielen Yoga-Trends, der von den USA ausgehend in die Metropolen der Welt vordringt. Dabei müssen sich die Hunde nicht wirklich anstrengen – Herrchen oder Frauchen aber schon. Zu den Posen gehört: Im Sitzen über die Beine beugen und dabei den Hund kraulen oder den Hund hoch über den Kopf heben – wohl eher für Pudel als für Bernhardiner. In Deutschland scheint DOGA (Dog Yoga) noch nicht so weit verbreitet zu sein. Da kommt schon der nächste Hype aus Amerika: Yoga mit Ziegen.
STAND-UP-PADDEL-YOGA: «Auf dem Board kann man gar nicht anders, als achtsam und konzentriert zu sein», sagt Claudia Halberkamp. Sie bietet die kurz
SUP-Yoga genannte Spielart in Lindau am Bodensee an. Wer mit den Gedanken abschweife, fliege ins Wasser. Auch die Natur helfe dabei, Ruhe in die Gedanken zu bringen, runterzukommen. «Wenn man auf dem Board sitzt, kann man nicht mehr in Gedanken den Einkaufszettel durchgehen.»
WASSER-YOGA: Wasserkrokodil, Wasserkatze und Wasserbaum – Claudia Cornelius kann viele Tiere und Pflanzen imitieren. Die Trainerin aus Ratingen in Nordrhein-Westfalen gibt zur Unterstützung auch mal eine Poolnudel mit. Betont aber:
Wasser-Yoga ist keine Wassergymnastik. Vielmehr wird der Körper sehr langsam im 35 Grad warmen Wasser gedehnt. «Bei der Gehmeditation durch das Poolbecken schweb man achtsam, die Schwerkraft ist ein wenig aufgehoben und man könnte meinen, man befindet sich auf einem Mondspaziergang – leicht und frei.»
Fotocredits: Stephanie Pilick
(dpa)
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